… gekommen bei einer evangelischen Andacht in St Reinoldi, zusammen mit Familie und Freunden, um mich herum besinnliche Weihnachtslieder, mit leichter Inbrunst gesungen, schöne Akkordeonbegleitung; dann gesprächsweise ausgeschrieben, via Weihnachtsmarktglühwein, Vor-dem Shop-Warten, U-Bahn und Sofaecke. Twitter eben. 

(leicht redigiert)

– Ziemlich verrückte Sache, dieses Christentum.

Matthias Krämer: Erlösungsreligion gone Staatsreligion. Wie der Marxismus.

– Ja, da wird die Geschichte eher traditionell. Ich finde v.a. die ersten 300 Jahre verrückt.

– Respektive diese Erlösungsstory, quer durch die Zeit.

MK: Heute ist es wieder so, dass viele Menschen Erlösungsglauben brauchen. (Verweis auf Kardinal Marx‘ Prognose bzgl. des Marxismus.)

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– Anscheinend. … Jedes Weihnachtslied bringt mich ins Grübeln, seit ein paar Jahren.

MK: Worüber? Über Kants Frage Was darf ich hoffen?

– Nein, weniger transzendentalphilosophisch. (1)

– Dieses Erlösungsding war in der Zeit & dem Raum, da „das Christentum“ seinen schrittweisen, aber vergleichsweise rasanten Erfolg hatte, wirklich merkwürdig. Es passte gar nicht in die griechisch-römische Welt und ihre Gebildeten, die zB einen Polybios, Claudius Ptolemäus oder Pythagoras kannte. (2)

– Auch im jüdischen Denken war das Erlösertum vor allem politisch gedacht, keineswegs spirituell oder auf eine Rettung von Schuld bezogen. Jüdische Seelen mussten nicht noch eigens erlöst werden. Sie waren es – sofern sie sich an die Gesetze hielten. (3)

– Daher ja auch die politische Verfolgung von Jesus durch den römischen / jüdischen Staat. Es war die Bekämpfung möglicher (und vielfach bei anderen Gelegenheiten) erfahrener Revolte. (4)

– Es geschieht also etwas bei Jesus und seiner direkten Nachfolge, das d Eschatologie d Frühchristentums ansport, das Abendland in der Folge untergründig prägt und über die Katharer, den frühen Luther etc.pp. bis in die politisch-religiösen Heils- und Erlösungsversprechen der Neuzeit reicht. (5)

– Was ist das? Wo kommt das her? – Dieser Irrwitz, der Lauf der Welt liesse sich mit einem Handstreich vom Kopf auf die Füsse stellen? Eine herrliche, kindliche Vorstellung … der Shortcut zum Dispoausgleich im Weihnachtslied. (6)

– Die erste, aufs Individuum bezogene Erlösungslehre hat Siddharta Gautama hinterlassen: Er predigte dies als kollektive Chance. Ein unerhörter Akt. Und 200 Jahre später das nächste Unerhörte: Das dritte Konzil einigte sich auf das Tipitaka. Ashoka machte den B. zur Staatsreligion. Es begann eine Missionierung. (7)

– In kurzer Zeit ist buddhistischer Einfluss (-> Erlösungsreligion) als eine Epidemie von Ideen in fast ganz Asien nachweisbar. Von S

ibirien über China, Japan, Südostasien, Wolga, Afghanistan, Persien Einflüsse und Spuren. (8)

– Kulturkontakte und Ideentransfer auch in Richtung Levante hoch wahrscheinlich. Insbesondere Angehörige der aramäischen Sprache hatten während der Hochzeit des Buddhismus Zugang zu seinen Missionaren. https://de.wikipedia.org/wiki/Aramäische_Sprachen… (9)

– Kurzum: Ex oriente lux. Nicht nur die 0 kommt aus einem indischen Hirn. | Grausame Ironie der Geschichte: Seit Ende des 12. Jahrhunderts wurden die buddh Gemeinden des indischen Subkontinents systematisch von ihren gelehrigsten Schülern des kollektiven Erlösungsversprechens und der der Missionierung grausam vernichtet. (finis)

– Nachtrag: Der ursprüngliche Weihnachtsbaum

In diesem Sinne: Frohes Fest.

Images: Alle Recht vorbehalten (C) der Autor
(ursprünglich nicht-öffentlich auf Facebook am 24. Dezember 2017)

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