In Dürnkrut war ich,
um mich nach Zeugnissen eines kollektiven Gedächtnisses der Schlacht, wir wollen hier genau sein, wichtig, dramatisch und furchtbar genug war es, vom 26. August 1278 umzuschauen, die den Habsburgern das Erbe der Babenberger verschafft hat, gegen die Ansprüche der böhmischen Přemysliden.
Die beiden Ritterheere sind diesseits der March ziemlich genau auf dem Stück Land zusammengeprallt, wo der Fotograf hier steht. Es endete für den erstaunlichen Ottokar und Tausende andere Männer tödlich. Es war ein gewaltiges Schlachten von Kämpfern aus allen Teilen des Reiches und darüber hinaus.

(Überflüssig zu erwähnen, dass die Ritter der Markgrafschaft Meissen, der Baldsachsen, auf der Seite der tragischen Verlierer fochten.)
Deshalb bin ich nun auch vom Dürnkruter Zentrum noch den halben Kilometer an die March gefahren. Vielleicht wären da noch kulturelle Gedächtnisartefakte zu sehen, immerhin war es eine Schlacht und ein Tag, die den weiteren Verlauf der abendländischen Geschichte entscheidend prägten. Auch vom 26.8.1278 liesse sich eine interessante ungeschehene Geschichte konstruieren.
Aber nichts da, auch in Dürnkrut selber sehr sehr wenig. Die Story dieses erstaunlichen Böhmen und der blutigen Kontingenz der nachfolgenden Habsburgischen Herrschaft in Wien und im Reich hat nie sehr gut getaugt für die Stabilisierung kollektiver Identitäten. Also, gar nicht, offenkundig. Der Habsburger Rudi, dessen gräfliche Burg sich bekanntlich keine 6 Kilometer von meinem Aargauer Büro in Windisch befand, kontingent zum König geworden, wie es sich Rio immer gewünscht hat.
So, dachte ich, während ich dort stand. Das andere Ufer gehört zur Slowakei. Diese Gedanke arbeitete sich langsam vor, von Baum zu Busch schleichend. Ich stand auf der Linie des Eisernen Vorhangs. Ich stand an der Grenze.
Der Wind pfiff kalt durch Jacke und Hose, die Wolken hasteten, das Wasser floss ins Schwarze Meer.