Der Ohrensessel, der keiner war

Ein gewaltiger Ohrensessel,

so beginnt jetzt mal die Geschichte, viele Male von Polsterern neu bespannt. Aus niemals benannten Zeiten stammend, weitergereicht, keine Dutzendware. Zu der Zeit, die mir gerade vor den Augen steht, Oktober 1980, war er ockerfarben bezogen mit eingestempelten großen Blumenumrissen, Orchideenformen. Erstaunlicherweise können meine Fingerflächen jetzt in diesem Moment das Tastgefühl der so oft neu lackierten schwarzbraunen Armlehnen mit ihren nur mangelhaft kaschierten Macken und die Konturen des Überzugsstoffes neu erzeugen, als ob ich damals diesen körpervollen gewaltigen Sessel dauernd gestreichelt und umarmt hätte. Die Rezeptorneuronen meiner Nase erzeugen zu gleicher Zeit die besondere Strenge des Duftes aus dem Inneren seiner Polster neu, magisch, oder spielt mir hier mein Gehirn einen Streich? Gewiss, und einen dankenswerten.

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Ulan Bator vor genau 33 Jahren

Acht Jahre darauf gespart, Altpapier (SERO!) gesammelt, in den Ferien in allen möglichen Fabriken geschuftet, die Jugendweihe-Kasse beiseite gelegt, 2700,- Mark. Motorrad-Fahrschule auf uralten Militärkrädern beim GST-Stützpunkt des Reichsbahnausbesserungswerks Delitzsch. Im 9-m2-Kinderzimmer meiner Schwester und mir hing über Jahre dieses Bild an der Wand.

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Bodengänge

Wann war das?

… flüchtige Elektrik nur, in meinem Hirn abgelagert wie ein Schuhkarton mit irgendwas und unter vielen anderen in diesen holzlattenvergitterten Esstrichparzellen, auf „dem Boden“ wie es in meiner Kindheit bedrohlich klang, dessen schwache Beleuchtung mit schwarzen Hartplaste-Drehschaltern aus dem Baujahr des Wohnblocks herbeigerufen werden konnte, mit Gefühl.

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