Lesen Sie bitte die Verpackungsbeilage!
Sturmfrei. Mein „Gretchen“ ausser Haus.
Hatte mich deshalb heute Nacht bis zum Morgengrauen, ganze 9 Stunden, einer, sagen wir, pflichtschuldigen Immersion in #civ6 Sid Meier’s Civilization verschrieben.
Konnte dabei vergleichen mit Erfahrungen von vor ca 25 Jahren: Floppy disc, 386er, Abschlussarbeitsprokrastination.
Ich habe, wie es sich gehört, Kontinente exploriert, diverse Städte gegründet, Verteidigung organisiert, Barbaren gekillt, Diplomatie und Handel gepflegt, F&E-Strategien entwickelt, Theater und Museen errichtet und natürlich Geschichtsschreibung veranlasst und auch die Entwicklung des Tourismus nicht vernachlässigt etc. pp. Noch nicht gelungen ist mit die Implementierung eines Privatblogprivatfeuilletons im Spiel. Es ist eben doch keine Realität! ^^
Im Projekt Der Geschichtstalk im Super7000 haben wir uns vorgenommen, uns und damit das Publikum der Public History abseits literarisch planierter Themenbahnen zuzuwenden. Das ist und soll für die teilnehmenden Kolleginnen neu (und durchaus auch etwas furchtbar) sein. Daher diese Selbsterfahrungsnacht.
Mein provisorisches Ergebnis in aller Kürze:
a) Sehr ähnliche Erfahrung zu 1994. Flashback aber sogar auch in die Sandkästen meiner Kindheit, solche Phantasien und inneren Erlebnisse gab es doch schon im zerebralen Welttheater des vielleicht 8-jährigen! Erinnerung sprach.
b) Völlig austauschbare historische Staffage, voll mit diversen unausgesprochenen Voraussetzungen (dazu in der Sendung gewiss mehr).
c) Diverse mal offene, mal verborgene Cultural-Superiority-Fallen (auch dazu in der Sendung sicher mehr). Regime Change? Let‘s do it!
d) Das Ganze beruht auf einer Art peppiger pädagogischen Nomologie, die dem Spieler über eine Art von Katechetik vermittelt wird, incl. Sanktionierung. So ein wenig William McNeill zum Rumspielen.
Viele jüngere männliche Zeitgenossen werden das nicht gerne hören. Aber wir wollen ja in der Sendung kontrovers diskutieren.
Für mich war es im Grunde ziemlich langweilig, interessant nur im Selbstversuch die Mechanismen der spielerischen Immersion zu beobachten. It still works.
Noch eine kleine Provokation: #civ6 ist so etwas wie Faust 2 für amerikanische Highschool boys.
*gähnt* [mangels Schlaf, vor allem]
1992 oder so, gecrackte Civilization-1-Version auf dem Amiga eines Freundes. Möglich seit des Spielstand-Speicherns scheint beim cracken verlustig gegangen zu sein, durchspielen bis zur Weltherrschaft oder unvollendet abbrechen. Nachteile von Demokratien (unzufriedenes Pack, habe ich euch nicht gerade ein Weltwunder gebaut?) und Atomkriegen (die schießen ja zurück, hier ist ja alles verseucht auf einmal!) kennenlernen, in 15-Stunden-Sitzungen, zu zweit, zwei Gehirne denken sich nachhaltigere Taktiken aus als eins alleine. Hatte man eigentlich nichts besseres zu tun? 😀
LikeLike
Kurze Antwort: ja. Stichwort: Sandkasten
Wer sich bei so etwas erholt und Kraft schöpft für Realität – let’s play.
Ich fürchte nur, dass diese Spiele sich für sehr viele, gerade männliche Charaktere zu einer Reputationsersatzgewinnungslandschaft entwickeln.
Für GTS7000 wichtig: Unglaublich, welche korrupten Narrative den sorglosen Hirnen untergejubelt werden, diesen kleinen Sandkasten-Strategelchen! 😉
LikeLike
Was für Narrative sind das denn genau? Ich kenne das Spiel bisher nicht aus eigener Erfahrung.
LikeLike
Dazu gerne mehr bei der nächsten Sendung des „Geschichtstalk im Super7000“!
(https://gts7000.hypotheses.org)
LikeLike