Ulan Bator vor genau 33 Jahren

Acht Jahre darauf gespart, Altpapier (SERO!) gesammelt, in den Ferien in allen möglichen Fabriken geschuftet, die Jugendweihe-Kasse beiseite gelegt, 2700,- Mark. Motorrad-Fahrschule auf uralten Militärkrädern beim GST-Stützpunkt des Reichsbahnausbesserungswerks Delitzsch. Im 9-m2-Kinderzimmer meiner Schwester und mir hing über Jahre dieses Bild an der Wand.

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Von-der-Nahe-an-den-Rhein-Kikerone

Es gibt ein Glück, das hat zwei kräftige Beine, etwas Zeit, festen Untergrund, Schweiss im Gesicht, sich langsam verändernde Ausblicke und ein Ziel der Mühsal. Diese Glück ist das Etappenwandern, besonders in seiner Form als Pilgerweg. Die Erfahrungen, die man dabei machen kann, unterscheiden sich gänzlich von denen eines von diversen Verpflichtungen gehetzten Alltags moderner Verwaltungsmenschen, deren Wechselerfahrungen massgeblich von Tagesordnungen und Browsertabs geprägt werden und dessen Bewegungen in Gehäusen von mobiler Infrastruktur eingehegt wird, immer vorwärtsgetragen von einem Treibstoff, der nicht wir selber sind.

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Geschichtsgeschichtegeschichte

DAS

„FDJ-Geschichtslehrerkollektiv ‚Fritz Scheffler‘ Neuwürschnitz“

Klingt wie aus einer Zonensatire? Ja, das dachte ich auch, als ich 1994/95 darauf stiess. Damals arbeitete ich seit ein paar Monaten während der Vorlesungszeiten als studentische Hilfskraft für meinen späteren Doktorvater. Nach den Abwicklungsprozessen des Jahres 1992 war er auf eine der freigewordenen Stellen berufen worden und hatte in der Folge dann das Dienstzimmer seines Vorgängers im 25. Stock des Unihochhauses der Heldenstadt bezogen.

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Bodengänge

Wann war das?

… flüchtige Elektrik nur, in meinem Hirn abgelagert wie ein Schuhkarton mit irgendwas und unter vielen anderen in diesen holzlattenvergitterten Esstrichparzellen, auf „dem Boden“ wie es in meiner Kindheit bedrohlich klang, dessen schwache Beleuchtung mit schwarzen Hartplaste-Drehschaltern aus dem Baujahr des Wohnblocks herbeigerufen werden konnte, mit Gefühl.

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In deutscher Wildnis

Ich stromere gern herum.

Besonders faszinieren mich Wege in scheinbarer Wildnis, die viele oft nur links liegen lassen oder achtlos mit den Füssen treten und nur selten darüber nachdenken, warum diese Wege dort verlaufen, wo sie sich eben gerade befinden. Dabei sind diese Wege die einfache Voraussetzung des Sich-dort-Befindens, einschliesslich der Aussichten, die sich von gerade dort ergeben oder eben verstellt werden.

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Der Tod und die Medien

Die Sozialen Medien entwickeln sich mit dem Fortschreiten der Zeit notwendigerweise auch zu digitalen Friedhöfen. Walls werden zu neuartigen Grabsteinen. An die verstorbenen Friends werden wir durch aufpoppende automatische Geburtstagsfeatures erinnert, solange es dieses Programm geben wird. Wenn niemand mehr lebt, die oder der diejenigen noch kennen konnte, an die erinnert werden soll, dann entsteht so etwas wie ein System wechselseitiger leerlaufender Erinnerungen, ein hohles Gefäss der Pietät, in dem nur noch digitale Geister spuken.

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We will rock you

1986. Wenn es finster wurde, die müden Strassenlaternen funzelten und die Feuchtigkeit des Tages zu Eis kristallisierte, sodass die Schritte auf den Betongussfeldern, die etwas zwischen Strassen und Weg bildeten, aber auch auf den alten Reichsautobahnen in Bretterrahmen bis zum Aushärten gegossen wurden, gleichsam als performativ erfahrbare Sprunginnovation (hätte man diesen Begriff damals doch nur schon gekannt, welche Kantinenlachsalven unter den witzsüchtigen Werktätigen!), nun … ich komme vom Thema ab …

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