Wie eine alte, schnaufende Dampflok
rumpumpelt das Leben, oder? Heute wieder die alte Regel bestätigt gefunden, nach der man sich immer zweimal trifft.

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{Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.}

Eine andere Geschichte als Apropos: Als sein Doktorvater {den obligatorischen Vatermord hatte er vollzogen, nur zur Beruhigung der Leser, aber das ist wieder eine andere Geschichte …}

1999 einen C4-Ruf nach Dortmund erhielt {das dortige historische Institut gab es noch, aber das ist auch eine andere Geschichte …} und gleich 2 Assistentenstellen herausgehandelt hatte, ist er von meinem Stipendium an einer ostdeutschen Universität auf eine dieser guten alten BAT IIa-Stellen {wieder eine andere Geschichte …} gewechselt.

An diesem Historischen Institut stand für den neuen grossen Lehrstuhl bei Ankunft gerade eine Rumpelkammer zur Verfügung, buchstäblich. Wer die Verwaltungsverhältnisse an deutschen Unis von vor 20 Jahren kennt, weiss, wie weit von da der Weg zu drei neueingerichteten Büros, gut ausgestatteter Lehrstuhlbibliothek, einem digitalen Netzwerk (2000! …) usw. gewesen ist. Er wurde also für ein halbes Jahr ABGESTELLT, das alles zu organisieren, im fremden Westen. Ich kürze ab …

Sein damaliger Chef war in einem {hier Attribute einsetzen} Wonnegefühl des akademischen-institutionellen Durchbruchs, ein ganzer Mann des 20. Jahrhunderts {dazu vielleicht später einmal mehr …}.
Kurzum, auf dem Schreibtisch des Chefs musste es eine Artemide sein. Eine Artemide!

Er hatte auch das zu besorgen.
– Antrag 1: abgelehnt, weil nicht im Bestellkatalog der Uni (Chef sagt: nochmal!)
– Antrag 2: begründet mit schlechten Lichtverhältnissen im Büro (^^), abgelehnt ohne Begründung (Chef sagt: nochmal!)
– Antrag 3: begründet mit Unzumutbarkeit …, das Haushaltsdezernat beauftragt einen Lichtgutachter (wirklich!) (es war die Südseite des Gebäudes …), anschliessend Antrag abgelehnt nebst Gutachten (Chef sagt: so schnell geben wir nicht auf!)
– Antrag 4: blabla …
Einschub: Als er dort anfing, warnte man ihn vor dem bärbeissigen und mächtigen Haushaltsdezernenten Grah [Name verändert]. Vor dem müsse er sich sehr in Acht nehmen!!!
Grah persönlich rief ihr dann also eines Vormittags an seinem Nochbehelfsschreibtisch an.

Und das darf man wörtlich nehmen, denn er war sehr laut, sehr deutlich und wollte von ihr gar nichts mehr hören. Nie wieder. Es fielen auch ein paar Begriffe, die … naja.
Er war völlig entgeistert. Einerseits gab er Grah in der Sache ja völlig recht, aber wieso liess er das an ihm aus? Und so stillos! Durchschaute er die Verhältnisse nicht? OK, ich hatte die Anträge gestellt. Aber doch nicht für mich! Sandwichbelag.

Sein Chef meinte, nachdem er ihm sagte, dass er das keinesfalls auf sich sitzen lassen wolle und ihn bäte, das zu klären: Ach, nein, so wichtig sei das nun auch wieder nicht. Und: „Der läuft uns schon noch einmal vor die Flinte.

Zeitsprung. 2. Januar 2018, vor einem Mietshaus eines bürgerlichen Innenstadtviertels einer westdeutschen Grossstadt, die es nur durch ihren Fussballklub zu einem Eintrag bei GoogleMals geschafft hatte …

Er bringt den Müll hinunter, kein Moment, in dem man in Konversationen gezogen werden möchte. Steht da – wie aus dem Boden gewachsen – ein sympathischer, distinguierter älterer, nein: alter, ihm bisher nicht bekannter Herr vor ihm (nebst Gattin).

„Wohnt der amerikanische Austauschschüler bei Ihnen?“ Er: „Nein. Zumindest ist mir das bisher nicht aufgefallen.“ „Aha. Wirklich nicht?“ „Nein.“ „Wohnen Sie hier?“ (seine Gattin bemüht sich, ihn wegzuziehen) „Ja, seit 5 Jahren.“ „Ich habe Sie hier noch nicht gesehen.“ „Ich Sie auch nicht.“ „Wir wohnen aber hier schon lange in der Strasse.“ „Schön, … nett hier, oder?“ „Was machen Sie beruflich?“ „Geschichtsprofessor.“ „Aha. Wo?“ „Leider nicht hier.“ „Wir haben ja unsere Geschichte hier leider dichtgemacht! Ich habe lange für den Erhalt gekämpft, aber … [5 Minuten Bericht, die Gattin zieht, der Niesel nieselt].“

„Ich kenne das meiste von dieser Geschichte.“ „Wieso?“ „Bis 2004 am Historischen Institut gearbeitet, ich war Assistent von XY. Und welche Rolle hatten Sie?“ „Ich war der Haushaltsdezernent.“ „Herr Grah?? … Erinnern Sie sich an die Artemide-Sache?“

Wir haben herzlich gelacht, uns umarmt und auf ein Pils verabredet.

Und ich habe eines dieser scheinbar nichtigen Psycho-Traktanden gelöst bekommen, die die Universitätskarriere uns zufügt, die wir ewig mit uns herumschleppen … wenn wir nicht das Geschenk einer solchen Begegnung erhalten.

Ein paar Tage später viel ihm bei der Neueinrichtung eines Gerätes auf, dass ihm zwei WLAN-Netze angeboten werden, eines davon „Grah1“. Man wohnte seit 5 Jahren Wand an Wand.

(ursprünglich, etwas verändert auf Facebook am 11. Januar 2018)

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